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Die Teufelsreiter zu Sorau

  I. Magnus S. 234. II. Magnus S. 260.

I.

Anno 1657 den 2. März in der Nacht hat sich der Teufel in Gestalt dreier Reiter mit drei Lichtern bei dem Rathhause in Sorau leibhaftig sehen lassen. Er ritt auf der Treppe bei der Garküche auf's Rathhaus, und wo die Tuchmacher feil haben, tummelte er sich weidlich herum. Der Hufschlag war auf den Treppenstufen in den Werkstücken deutlich zu sehen.

Anmerkungen: Der Teufel übernimmt die Erbschaft der Götter, die wie Odin und Swantewit als Reiter vorgestellt wurden. Das heilige Thier wird zum Teufelsthier. Deshalb mählt er auch Pferdeäpfel, verwandelt alles im Pferdekoth, wird mit dem Pferdefuße dargestellt, drückt seinen Buhlerinnen, den Hexen, auf Hände und Füße Hufeisen (Wolff, D. S. No. 141.), welche ursprünglich Heilszeichen waren, wie Hunderte von Sagen berichten. Die Originalsage ist die, daß Odins weißes Roß Sleipnir einst in wildem Sprunge seine Hufeisen wegschleuderte, daß sie gegen einen Berg (bei Wexiö in Schweden) anschlugen, wo ihre Spuren noch heute zu sehen sind. (Afzelius, Schwed. Volkssagen II. 78.) Solche Hufeisenspuren sind auf dem Tschernebog, in Lauban und anderwärts.

II.

Anno 1680 den 6. Februar ritt ein Edelmann aus Sorau weg und da ihm gleich bei Schönwalde im Klenken-Büschlein sein Pferd stolperte, fing er an bei allen Teufeln zu fluchen. Und sehet, darauf fanden sich alsbald zu ihm zwei schwarze Reiter, deren einer vorne und der andere hinten nach ritt, davor ihm angst und bange ward, weil sie sich von ihm nicht eher verloren, als bei der Linderode'schen Holzmühle. Darauf lag der Edelmann zwei ganze Wochen krank und that dabei das christliche Gelübde, daß er den Teufel nicht mehr rufen wolle.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862