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Der Zaubersaal in Walkenried

Zu der Zeit, da noch in Walkenried eine weitberühmte Schule gewesen (so erzählt Behrens in seiner »Hercynia curiosa« ) ist daselbst ein Knabe, so von Ellrich soll gebürtig gewesen sein und mit Namen Damius geheißen hat, bei einem Springspiele auf einen bestimmten Platz unbeweglich festgebannt. Von den mitspielenden Knaben herzugerufen, kommt der Rector heran und diesem fällt es bei, daß solches von einer Beschwörung herrühren müsse. Er sagt dem Knaben also: er solle fleißig um sich schauen, ob er etwa eine Schrift oder ein Zeichen erblickte. Da wird der Knabe über sich einen Circul, auch an der steinernen Wand eine griechische Schrift, gegen Süden aber etliche Characteres gewahr. Dieses Alles muß er dem Rector theils herlesen, theils beschreiben, und dadurch wird es offenbar, daß in der Mauer ein Schatz verborgen sei. Sobald der Rector dieses versteht, wird der Knabe wieder los und geht aus dem beschworenen Zirkel heraus, wohin er will. Nach des Rectors Anweisung aber ist nun an dieser Stelle nachgesucht und ein steinernes Geschirr mit Gelde eingemauert gefunden. Auf diesem Zaubersaale ist 1687 Herr Doctor Weitz, Bürgermeister zu Gotha, mit einigen andern Herren gegangen, daselbst aus Neugier die Metallruthe zu gebrauchen. Nicht weit von jener Stelle, wo der Rector das Geschirre hat ausnehmen lassen, haben sie starke Züge der Ruthe angemerkt. Da aber haben sie ablassen müssen, denn es ist ihnen Allen ein großer Schrecken angekommen, weil es am hellen Tage etwas dunkel um sie geworden. Derowegen retteten sich Alle in Sicherheit, wo sie einander fast gleichmäßig erzählten: daß Jedem gewesen, als ginge ein Wind durch ihn hin und sie würden mit den Haaren bis an die Decke gezogen. Diese Historie – bemerkt Behrens – stärket den gemeinen Mann in seinen von diesem Saal annoch habenden Gedanken, als welcher gänzlich davor hält: daß noch mehr von den Mönchen mit gewissen Beschwörungen eingemauerte Schätze darauf vorhanden sein müssen, weilen es gemeiniglich allhier nicht gar zu richtig sei, und der Teufel oftmals sein Spiel daselbst habe. Im Kreuzgange aber nach der Kirche zu ist eine Gestalt, mit allerlei kleinen Thieren und Pflanzen daneben, als z.B. Tauben und Lilien zu sehen, und hielt solches hochgedachter Herr Doctor Weitz für ein »recht fatales Werk«. Deswegen halten Etliche dafür, daß vor Alters Basilius Valentinus, unter dessen Namen viele berühmte chemische Schriften gedruckt sind, sich in diesem Kloster aufgehalten habe, und dies ist auch die Ursache, daß Etliche vermeinen: wie der vorbesagte auf dem Zaubersaale gefundene Schatz kein Geld, sondern der Lapis Philosophorum , oder der Stein der Weisen, gewesen sei, welchen der Rector heimlich geholt, und sich damit, alle seinen Hausrath im Stiche lassend, fortgemacht habe, woran aber doch Viele zweifeln und das Erstere für wahrhaftiger halten wollen.

Quellen: