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Bannspuk bei Frauendorf

  Frauendorf

Zwischen Frauendorf und Neuhausen konnte Niemand über die Grenze kommen: wer die Grenze überschreiten wollte, blieb gebannt stehen, bis er sich umwandte. Nun wollte einmal ein Mann des Weges gehen. Er wurde gewarnt, die Grenze zu überschreiten, kehrte sich aber an die Warnung nicht, sondern machte sich auf den Weg. Sobald er die Grenze zu überschreiten im Begriff war, wollte der Bann sich auch seiner bemächtigen, er aber sprach: „Hilft uns Gott, so geht's uns wohl!“ Kaum hatte er die Worte gesagt, so rief eine Stimme: „Auf diese Worte habe ich schon lange gewartet: Du hast sie gesprochen, nun bin ich erlöst.“ Alsobald fühlte der Mann, wie der Bann von ihm wich. Fortan konnte Jeder unbehindert die Grenze überschreiten.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880