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Der blutende Geist zu Neschwitz

  Gräve S. 97.

Auf dem alten Schlosse Neschwitz, nicht weit von Budissin (im sogenannten Orangenhause) erscheint den 7. Juli, manchmal auch zu andern Zeiten in der Mitternachtsstunde eine bleiche abgehärmte Gestalt voller Blut, welche um das Schloß herumgeht, und dann mit einem tiefen Seufzer wiederum verschwindet.

Die Veranlassung dazu ist folgende. Als am 6. Juli des Jahres 1698 Joh. K. Joachim (Rittmeister) auf Saritsch, und Jacob auf Zescha, Gebrüder von Theler bei ihrem Vetter, W. Ehrenreich von Theler auf Neschwitz bei einem freundschaftlichen Gastmahle waren, erhob sich zwischen erstgenannten Beiden ein Streit über politische Meinungen, welcher so heftig wurde, daß sie in’s Nebenzimmer gingen und ihre Degen zogen.

Der Wirth, Wolf Ehrenreich, dies bemerkend, eilte ihnen, um Ruhe zu stiften, sofort nach, redete zur Sühne und ergriff, sich unter die Kämpfenden werfend, einen Stuhl, wobei er von einem der Zornwüthigen einen Stich erhielt, an dessen Folgen er am andern Tage starb. 1)

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 270


1)
Anmerkung Sagenwiki: Conrad Heinrich von Theler auf Neschwitz war zur betreffenden Zeit Besitzer des Schlosses Neschwitz und verkaufte es noch im Jahre 1698. Von 1708 bis 1720 hatte Georg Bernhard von Theler Streitigkeiten mit Schack von Rumohr über den Verkauf von Neschwitz. Dessen Sohn aus zweiter Ehe, Georg Wilhelm von Rumohr, kursächsischer wirklicher Kammerjunker, wurde 1734 im Duell erstochen. Wikipedia