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Ritter Karraß auf Coswig

  Hofmann, S. 684. Böttiger, Gesch. v. Sachsen Bd. I. S. 557. 
  S. aber Hormayr, Taschenb. 1849, S. 94 sq. 
  v. Langenn, Churf. Moritz, Bd. I. S. 589 sq. II. S. 365 sq.

Das an der von Großenhain nach Wilsdruf führenden Straße liegende Dorf Coswig gehörte seit langen Jahren der adeligen Familie Karraß. Von dieser soll einer, Namens Georg von Karraß, den Churfürst Moritz in der Schlacht bei Sievershausen vermittelst einer silbernen Kugel erschossen haben, weil Letzterer die diesem gehörigen Waldungen im Friedewalde bei Anlegung der Moritzburg ihm zur Erweiterung seiner Wildbahn abgedrungen, ihm dann in einer Streitsache mit dem Coswiger Geistlichen seine Hilfe verweigert und ihm sogar, als er deshalb anzüglich geworden, eine Ohrfeige gegeben habe.

Nach Andern hätte sein Vater das Gut an jenen vertauscht, und der Sohn sei aus Aerger darüber und weil er als Page einmal von ihm einen Backenstreich erhalten, zum Mörder geworden. Es blieb aber der Fürstenmord lange verborgen und dachte man eher auf den Ritter Grumbach oder einen gewissen Hans von Beuden. Erst durch den Beichtvater des verstorbenen Ritters soll das Geheimniß Churfürst August entdeckt worden sein, worauf man den Todten aus seiner Gruft nahm, ihm das Haupt abschlug und seinen Körper, nachdem er geviertheilt worden war, am Rabenstein einscharrte, das Haupt aber im Keller des Schlosses einmauerte und die Schlösser Coswig und Nassau, sowie das den Karrassen ebenfalls zugehörige Dorf Kreyern (1554), dessen Einwohner mit Coswiger Fluren entschädigt wurden, von Grund aus zerstörte, die Karrasse aus dem Land verwies und dem Coswiger Hufschmied für alle Zeiten ihren Namen beilegte.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 70