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Dem Churfürsten Johann Friedrich wird sein Tod verkündigt

  Cyprian. De praesagiis mortis §. 7 nr. c. Wolf. Lect. Memor. T. II. p. 652.

An demselben Tage, wo Churfürst Johann Friedrich starb (3. März 1554), ist Vormittags um die neunte Stunde ihm ein Mann von hoher und schöner Gestalt erschienen, der trat vor ihm hin und sprach: ei, mein Lieber, wenn derjenige, der Dich auferzogen und erhalten, Dir allezeit beigestanden hat und dem alle Dein Inneres unverborgen ist, bei Dir wäre, so wärest Du gewißlich selig. Bei diesen Worten ist der Churfürst, der ein wenig geschlummert, aus dem Schlafe erwacht, hat mit fröhlichem Gesicht, was er gesehen, den Seinigen erzählt und, nachdem er das heilige Abendmahl genossen, sich zum letzten Stündlein seines Lebens bereit gemacht.

Dreiviertel Jahr vorher ließen sich aber (den 27. October 1553) in dem Schlosse zu Wittenberg drei Männer in weißen Kleidern sehen, die über drei Stunden darin herumgingen; sie setzten sich auf den Kreuzgängen nieder, als ob sie mit einander redeten und sahen auf den Schloßhof herunter, kamen bald aus den Gemächern des Fürsten heraus, bald gingen sie wieder hinein und wurden von vielen Leuten gesehen, bis sie auf einmal verschwunden waren.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 10