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Die Geisterkirche zu Stolberg

  S. Pröhle S. 163. 
  Eine ähnliche Sage aus Westpreußen erzählt Wagener, Die Gespenster Bd. I. S. 94 etc.

In Stolberg wird die Christmette zu Weihnachten am Christmorgen um halb sechs Uhr sehr feierlich gehalten. Eine alte Frau stand des Nachts um 12 Uhr auf und meinte schon die Zeit verschlafen zu haben, um zur Christmette zu gehen. Sie machte sich also mitten in der Nacht auf, sah auch schon die Kirche erleuchtet, die unter dem Schlosse am Berge liegt. Die Thüre stand offen, sie ging hinein und setzte sich in ihren Stuhl. Nach einer Weile drehte sie sich um, da sah sie mehrere Bekannte als Geister um sich sitzen, die vor Kurzem gestorben waren. Daran bemerkte sie erst, daß sie unter lauter Geistern saß und eilte aus der Kirche. Indem sie aus der Thür ging, wurde dieselbe hinter ihr zugeschlagen. Die Thür faßte ein großes Stück von ihrem Mantel, der wurde sogleich durchgerissen und das Stück vom Mantel wurde am andern Morgen auf dem Altar wiedergefunden.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 502