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Vom Streit um die Steinitzer Glocke

  Steinitz

Die Bewohner des früher katholischen Dorfes Steinitz hatten eine Glocke, welche durch ihr schönes Geläute den Neid der Einwohner von Lindchen und Bahnsdorf erweckte. Die Bauern dieser Dörfer beschlossen, sie wollten sich, da sie selbst keine Glocken hatten, derselben bemächtigen. Es war ihnen auch schon gelungen, die Glocke heimlich bis auf einen Berg, welcher zwischen den Dörfern liegt, zu schaffen. Plötzlich jedoch fing die Glocke von selbst an zu läuten. Kaum hörten die Steinitzer das Geläut ihrer Glocke, so eilten sie herzu und entrissen den Bewohnern von Lindchen und Bahnsdorf ihre Glocke wieder.

Bei dem Streit, welcher entstand, ereignete es sich jedoch, dass die Glocke in einen Sumpf am Abhange des Berges fiel. Da hat sie mehrere Jahre hindurch gelegen, bis sie eines Tages von einer Sau wieder ausgewühlt ist. Die Steinitzer freuten sich, dass sie wieder zu ihrer Glocke kamen. Man kann dieselbe noch heute im Dorfe läuten hören.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880