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Die Glocke im Netz

  Steinitz

In der Nähe von Steinitz ist ein See, welcher unergründlich tief ist. Darin soll die Steinitzer Glocke, welche einen wunderbar schönen Klang hatte, liegen. Einer Frau wäre es einmal beinahe geglückt, dieselbe an das Licht des Tages zu ziehen. Einstmals fischte sie nämlich im See. Als sie ihr Netz hochziehen wollte, war es so schwer, dass sie das kaum vermochte. Daran merkte sie, dass ein sehr schwerer Gegenstand im Netze war. Weil ihr derselbe viel zu schaffen machte, rief sie in ihrem Aerger aus: „Verfluchtes Ding!“ In demselben Augenblick ward ihr Netz leicht. Tief unten vom Grunde herauf aber gab es einen seltsamen Klang. Da wussten die Leute, welchen sie Alles erzählt hatte, dass die Frau die Glocke in ihrem Netze gehabt hat.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880