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Eulenspiegel knetet Teig nur bei Mondschein

  Sielow

Eulenspiegel verdingte sich bei einem Bäcker als Gesell. Der Herr befahl ihm, er solle Teig kneten, allein Eulenspiegel sagte: „Bei Tage knete ich keinen Teig, das geschieht des Abends; bei Tage gehe ich aus.“ Und richtig, Eulenspiegel ging aus und kam erst den Abend wieder heim. Nun sollte er sich an die Arbeit machen; er aber sagte: „Ich arbeite nur bei Mondenschein, jetzt nicht.“

Als darauf der Mond aufgegangen war, machte er sich wirklich an die Arbeit und knetete, schmierte aber darauf den Teig vor dem Hause des Bäckers auf den Plan. Nun ward der Bäcker wüthend und wollte den Till aufhängen lassen. Eulenspiegel aber bat so lange und bot dem Bäcker so viel Gold, dass dieser ihn endlich los liess, das Gold nahm, dem Gesellen aber befahl, er solle sein Haus räumen. Das that denn Eulenspiegel auch sogleich.

Der Bäcker wollte am andern Morgen sein Gold besehen, da fand er aber statt des Goldes nur Kohlen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880