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Eulenspiegel taugt nicht zur Arbeit bei einem Bauern

  Sielow 

Eulenspiegel wollte einst bei einem Bauer Dienst nehmen, der aber wollte ihn nicht als Knecht dingen. Darauf ging er fort, zerschlug aber von draussen dem Bauern die Fenster, kam wieder und fragte, ob er ihn nun als Knecht annehmen wolle. Jetzt fiel dem Bauer das Wesen des Knechtes auf und er behielt ihn: sogleich waren auch die zerschlagenen Fenster wieder heil.

Der Bauer befahl seinem neuen Knecht, er solle Häcksel schneiden. Eulenspiegel machte sich sogleich an die Arbeit, ergriff eine Scheere und schnitt lustig darauf los. Da sah der Bauer, dass sein neuer Knecht zu solcher Arbeit nicht tauge und befahl ihm, er solle eine Gans braten, aber auch nicht vergessen, dieselbe fleissig herumzudrehen. Eulenspiegel machte in der Ecke der Stube Feuer an, nahm die Gans und ging damit immer um das Feuer herum, so dass er sich jedesmal, wenn er an die Wand kam, mit der Gans herumdrehte.

Nun sah der Bauer wohl, dass er einen solchen Knecht nicht gebrauchen könne und entliess den Eulenspiegel; dieser aber hatte kaum das Zimmer verlassen, so waren alle Fenster wieder entzwei, welche vorher zerschlagen, dann aber ganz gewesen waren.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880