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Die tapferen Brauerknechte

Um das Jahr 1300, als das Fleet im Rödingsmarkt noch Stadtgraben war und das Millerntor noch daneben stand, hatte es sich einst zugetragen, dass die Stadt Hamburg von einer großen Menge feindlicher Bauern aus der Umgegend plötzlich überfallen worden war. Da gerade die meisten wehrhaften Bürger unter Anführung der rüstigsten Ratsherrn auf eine Heerfahrt ausgezogen waren, so befand sich die Stadt bei dem Angriff der Bauern in großer Not. Der Rat wusste nicht, wie er ihrem ungestümen Vordringen Einhalt gebieten sollte. Schon hatten die Bauern das Millerntor erstürmt oder überstiegen und drangen mit wüstem Gebrüll blutdürstig und raubgierig in dichtem Schwarm in die Straße, da warf sich ihnen plötzlich eine kleine, aber entschlossene Schar mutig entgegen. Das waren die Hamburger Brauerknechte, junge, kräftige Burschen, handfest und knochenstark, die hatten sich aufgemacht, um ihre schwer bedrängte Vaterstadt zu retten. In den Fäusten führten sie Knüttel und sonstige derbe Wehren und begannen damit ingrimmig auf die Bauern loszuschlagen unter dem lauten Ruf Buur stah! Buur stah! (Bauer steh!). Von dem plötzlichen Angriff völlig überrascht, blieben die Bauern wirklich stehen und konnten nicht weiter vordringen. Zwar versuchten sie es wenigstens standzuhalten, aber die Brauerknechte ließen nicht ab mit Zuschlagen, und wer von den Bauern nicht liegen blieb, der blieb auch nicht länger stehen, sondern floh eilig durch das kaum eroberte Tor hinaus ins Weite.

So hatten denn die tapferen Brauerknechte ruhmvoll gesiegt und ihre Mitbürger ehrten sie für diese Tat. Sie gaben der Straße, in der die Brauer so rühmlich gestritten und die Stadt gerettet hatten, zum ewigen Andenken an diese Heldentat nach ihrem Feldgeschrei den Namen Großer Burstah.

Quelle: Oskar Ebermann, Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten, Verlag Hegel & Schade, Leipzig