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Die "Stadt" Reichwalde

  R. Scharnweber & O. Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933

In ganz alten Zeiten ist das heutige Dorf Reichwalde eine sächsische Stadt gewesen. An der Mauer lag eine feste Burg und auf dem Marktplatz stand das Bild von einem Roland aus Stein. Roland war ein edler und trefflich erfahrener Kriegsfürst Karls des Großen, als der die Sachsen bekriegte.

Er war ein Graf von Blois, des Grafen Milon und der Schwester des Kaisers Karl, Bertha, Sohn. Dieser Roland hat nachher den sächsischen Städten im Auftrage des Kaisers die Obergerichte gegeben, wonach die Burgherrn auch Gericht über adlige Räuber halten durften und sie auch hinrichten lassen konnten. Zu einem ewigen Gedächtnis haben ihm die Sachsen in vielen Städten große Bilder von Holz oder Stein aufgerichtet und an die Gerichtsstätte gesetzt.

Um Reichwalde waren dichte Wälder von Eichen. Daher hatte die Stadt auch ihren Namen. Die reichen Wälder wollten die Luckauer gerne haben und sie fingen Streit deswegen an. Weil niemand den Reichwaldern beistand, wurde diese Stadt bald erobert, die Burg zerstört und der Roland nach Luckau gebracht. Reichwalde wurde nun ein ganz kleines Dorf. Wo aber der Roland geblieben ist, weiß keiner mehr.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz