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Der Zwergerstieg

  R. Scharnweber & O. Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933

Wenn man vom Borchelt, der an der Chaussee LuckauSonnewalde bei Riedebeck liegt, auf dem Fließwall nach der Schielemühle geht, sieht man von der Ecke aus, wo Töpfers und Webers (aus Gehren) Äcker zusammen stoßen, schräg durch Webers Acker einen Streifen, der etwa eine Elle breit ist und nach der Schielemühle führt.

Dieser Streifen hebt sich bei jeder Frucht deutlich ab dadurch, daß Getreide, Klee, Lupinen usw. geringer stehen und das in trockenen Jahren dort die Dürre am ehesten bemerkbar wird. Dieser Streifen ist der aus den ältesten Zeiten stammende „Zwergerstieg“ , den die Zwerge, die Lutchen, benutzten, um vom Borchelt aus, wo sie wohnten, zur Schielemühle, wo sie ihr Korn mahlen ließen, zu gehen.

Vor vielen Jahren hat Kurengs Vater aus Gehren mal in der Nähe des Borchelt gepflügt und beim Heimfahren am Abend einen zerbrochenen Kuchenschieber auf dem Zwergerstieg gefunden. Den hat er mitgenommen und zu Hause wieder ganz gemacht. Am anderen Tag hat er ihn wieder an die selbe Stelle hingelegt. Am Abend beim Heimfahren war der Kuchenschieber weg und an seiner Stelle lag ein großes Stück schönsten, frischesten Kuchens. Das hat der alte Kureng erlebt und der alte Kühne hat es auch gewußt.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz