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Das Luttchendorf bei Kaden

  R. Scharnweber & O. Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933

Bei Kaden ist eine Feldmark, die heißt das alte Dorf. Da wohnten einmal kleine Leute. Die waren gegen alle Menschen freundlich und halfen jedem, der etwas von ihnen wollte. Sie hatten eine ganz frühe Sprache und machten alles mit, wenn die Leute Feste feierten. Wenn sie Kindtaufe machten, holten sich die Luttchen die großen Menschen zu Gevatter. Dann borgten sie sich auch die Butterfässer.

Sie konnten nichts von Holz machen. Sie machten alles aus Ton. Und wenn einer was zerschlagen hatte, dann wurden die Scherben eingegraben. Wenn einer gestorben war, dann verbrannten sie ihn. Die Asche taten sie dann in große Töpfe und daneben setzten sie kleine Näpfe, die sie vollgeweint hatten. So konnte man immer gleich sehen,ob sie einen sehr lieb gehabt hatten, wenn man sieht, wie viele Näpfchen da sind. Denn ihre Gräber findet man meistens in großen Haufen. Und es sind sehr viele Steine drumrum.

Dann kamen die Christen ins Land und bauten die Kirchen. Als dann die Christen die Glocken erfunden hatten, zogen die kleinen Luttchen weg nach dem Luck´schen Busche zu. Sie konnten die Glöckentöne nicht vertragen. Nachher bauten sich die Christen ihre Häuser dahin, wo vorher die Luttchen gewohnt hatten.

Aber nach einer Weile war Krieg. Da kamen die Feinde und machten fast alle tot und verbrannten das Dorf. Und als die Feinde weg waren, ließen die Christen auf dem alten Dorf Baum und Strauch wachsen und bauten sich da an, wo sie nun wohnen. Und das frühere Dorf nannten sie das alte Dorf und so heißt es bis auf den heutigen Tag.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz