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Die unglückliche Wette in Zittau

  Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. S. 212, Zweite verbesserte 
  und vermehrte Auflage, 1874

Beim Bau der heiligen Dreifaltigkeitskirche in Zittau hat unter den Maurern ein Lehrling mit seinem Meister um die Wette gearbeitet, um zu sehen, wer einen Pfeiler der Kirche eher als der andere vollendet haben werde. Beide haben also zur gleichen Zeit angefangen und sich tapfer dazu gehalten. Darnach aber ist der Lehrling mit seinem Pfeiler eine ziemliche Zeit eher als der Meister fertig geworden, hat also die Wette vor dem Letzteren gewonnen, was diesen dermaßen geärgert hat, dass er den Lehrling, ehe es dieser sich versehen, meuchlings ermordet hat.

Zum Lohne dafür ist dem Meister der Kopf mit dem Schwerte vor die Füße gelegt worden. Seit dieser Zeit nun sind an jener Stelle, wo die Tat geschehen, sowohl Messer und Schwert als auch ein Totenkreuz zu sehen bis auf den heutigen Tag.

Man bezeichnet noch heute zwei Pfeiler an der Westseite der Kirche mit nischenartigen Vertiefungen als die sogenannten Wettpfeiler.

Ebenso soll ein etwa 1½ Ellen langes steinernes Kreuz von altertümlicher Form mit einem eingemeißelten Messer, das hinter dem ersten Pfeiler links vom Eingange in die Mauer eingefügt ist, das Gedächtnis an jenen Vorgang bewahren.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz