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Die Steinkreuze an der Straße von Zittau nach Gabel

Unweit der Burgruine Karlsfried liegen an der Straße von Zittau nach Gabel zwei Steinkreuze. Es kann sich niemand mehr daran erinnern, dass sie jemals aufgerichtet waren. Über diese Kreuze wird folgende Sage erzählt:

Da ist vor langen langen Zeiten hierher ein Einsiedler gekommen aus fremdem Lande, um seine großen Sünden in stiller Abgeschiedenheit zu büßen, denn er war ein großer Mörder. Der hat sich auf der Wiese eine Hütte gebaut und darum seinen Garten. Darin hat er von dem Samen, den er mitgebracht, sein Gemüse gezogen.

Die Leute nun, welche um ihn in einzelnen Hütten wohnten, waren ein wildes Geschlecht, lebten untereinander in Feindschaft und beschäftigten sich allein mit der Jagd, die ihnen den Lebensunterhalt bot. Den Ackerbau kannten sie nicht.

Da war nun der alte Einsiedler tätig und lehrte sie, den Boden urbar zu machen. Er lehrte sie auch die Liebe zu ihren Mitmenschen, sodass sie bald fromm und gesittet wurden und viel Getreide auf ihren Feldern bauten.

Das schafften sie in die Stadt Zittau und nach Böhmen. Sie bauten auch bald eine bessere Straße, und als der Einsiedler alt und schwach wurde, und nicht mehr seinen Garten zu bearbeiten vermochte, da setzten ihm die Handelsleute Brot und Wein auf die Kreuze, die am Wege standen.

Eines Tages blieb das Brot unberührt und niemand holte das Geschenk, denn der Einsiedler lag in seiner Hütte und war gestorben.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz