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Der starke Lysina von Mulkwitz

In Mulkwitz lebte der riesenstarke Lysina, und in einer Höhle der Umgebung Räuber. Die kamen alle Abend in die Schänke, der Schänker aber wollte sie nicht haben. Einmal waren auch der starke Lysina und andere Mulkwitzer Bauern in der Schänke. Da bat der Schänker, sie sollten eines Abends bei ihm bleiben und die Räuber vertreiben. Sie sollten sich wie Soldaten hinstellen und mit der alten Trommel, die er hatte, Lärm machen.

Wie nun die Räuber wiederkamen, trommelte ein Bauer auf der Trommel und die anderen gingen auf die Räuber los. Und die Räuber hatten Furcht und liefen weg und die Mulkwitzer krochen in die Höhle und nahmen ihnen alles weg und Lysina fand einen goldenen Arm in der Höhle und nahm ihn mit. Einer von den Räubern lief dem starken Lysina nach, holte ihn ein hinter Rohno und wollte ihn fassen. Da drehte sich der starke Lysina um und schlug den Räuber mit dem goldenen Arm so, dass er tot hinfiel.

Da ist auch der Räuber begraben worden und zur Strafe sollte Lysina ein Denkmal hinsetzen. Nun war er mit seinen Ochsen einmal zufällig in Schleife und war daselbst zu Schnapse. So nahm er, wie er wieder zurückkehrte in Schleife, wo die beiden anderen Steinkreuze noch jetzt stehen, „bei Gelegenheit“ den dritten Stein auf den Rücken mit und trug ihn drei viertel Stunden und setzte ihn dem Räuber als Denkmal hin.

Und der Stein liegt noch heute als Bank über dem Graben zwischen Rohno und Mulkwitz. Der goldene Arm aber soll zu Schleife in der Kirchenmauer eingemauert sein. Ein Kirchvater erzählt es immer dem andern. Da starb der Kirchvater in Rohne zu zeitig und konnte nicht mehr dem anderen den Fleck bezeichnen. So weiß man nicht mehr die Stelle.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz