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Die drei Steinkreuze bei Luga

Ein Sorbenjüngling, der bei einem Dresdner Reiterregiment seine Militärdienstzeit abdiente, hörte mit Schrecken, dass ihm seine Geliebte daheim untreu geworden sei und sich am nächsten Sonntag vermählen wollte. Da ritt er heim.

Er erblickte im Dorfe Luga den Hochzeitszug. Der Reiter winkte mit einem Tuche schon von weitem. Das Signal wurde bemerkt. Die Hochzeitsleute glaubten, es gehe etwas Wichtiges vor, und standen deshalb still. Da kam der Reiter herangesprengt und erschlug mit seinem Pallasch zuerst die Braut und den Bräutigam und schließlich den Hochzeitsbitter. Des letzteren Kopf war gespalten, sodass die eine Hälfte seitlich herabhing.

Zum Andenken an dies Geschehnis wurden am Tatorte drei Kreuze errichtet, die, alt und bemoost, noch jetzt dort stehen. Dasjenige, das an den Hochzeitsbitter erinnern sollte, hat die Form wie der gespaltene Schädel des Hochzeitsbitters.

Einst hatte man diese drei Kreuze von ihrem Standorte weggenommen und vorläufig in einem Schafstalle untergebracht. Da aber entstand ein solcher gespenstischer Rumor jede Nacht, in jenem Raume, dass der Schäfer die Herrschaft inständig bat, die Kreuze wieder an ihre alte Stelle schaffen zu lassen, was nach drei Tagen auch geschah. Dann kehrte sofort wieder Ruhe in der Schäferei ein.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz