<<< zurück | Kapitel 2: Drachen – und andere Tiersagen | weiter >>>

Der schwarze Hund von Waltersdorf

  R. Scharnweber & O. Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933

Ein Schlächter, der in Gehren wohnte, ging in der Nacht von Waltersdorf, wo er Wurst gemacht und noch auf einer Mühle ein Schwein gestochen hatte, nach Hause. Es war sehr dunkel und spät und die Leute sagten, ob er sich nicht fürchte wegen des Spuks, der an der grenze sein Wesen treibe. Er lachte aber und sagte, daß er sich noch nie in seinem Leben gefürchtet habe.

Als er nun aus dem Dorf heraus war und sehr auf den Weg achten mußte, sah er plötzlich neben sich einen schwarzen Hund, so groß wie ein Kalb. Der Schlächter dachte bei sich, den wirst du bald los sein und scheuchte ihn weg. Aber der Hund ging nicht, knurrte oder bellte auch nicht, sondern sah den Schlächter nur immer mit feurigen Augen an. Da wurde es ihm unheimlich.

Nun zog er ganz vorsichtig, damit der Hund es nicht merken sollte, sein Schlachtermesser aus der Tasche. Damit wollte er dem Hund kräftig auf die Schnauze schlagen. Wie der wieder bei ihm war, schlug er zu – aber der Hund war weg, wie in der Luft verschwunden. Gleich darauf war er wieder da und schaute den Schlächter mit seinen feurigen Augen böse an. Dem wurde nun Angst.

Doch er schlug nochmals zu und traf wieder nichts. Nun fing er an sich zu graulen und der Schweiß kam ihm am ganzen Leibe und er wäre fast vor Angst gestorben, wenn er nicht gerade an die Grenze gekommen wäre, wo der Hund auch verschwand.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz