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Der Weimarsteig bei Lichterfeld

  R. Scharnweber & O. Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933

Ehedem führte ein Weg von Gohra nach der jetzigen Kolonie Lichterfeld durch einen prächtigen Kiefernwald. Inmitten lag ein weites Sumpfgebiet, das durch einen schmalen Steig gleichsam in zwei Teile geteilt wurde.

Nach Erzählungen der alten Leute war dieser Weimarsteig im Volksmunde als ein unheimlicher Ort verschrien. Denn an warmen Sommernächten vernahm man hier ein leises Klagen und Wimmern.

Das Volk sagte aber in dieser Gegend statt Wimmern „Weimern“ und so hat sich der Name „Weimarsteig“ bis auf den heutigen Tag erhalten. In heißen Sommernächten hörte man menschenähnliches Wimmern mit einem Glucksen verbunden und aus dem dunklen Walde erscholl ein eigenartiges Geheul, während auf dem Sumpfe kleine Lichtflammen hin und her huschten.

Der Volksmund erzählt sich, daß das Klagen und Wimmern von Menschen herrühre, die von Irrwischen und Irrlichtern irregeführt worden sind, hier hineingelockt wurden und dann plötzlich im Sumpf versanken.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz