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Das Gespenst an der Kirche zu Oderin

  R. Scharnweber & O. Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933

Als die Kirche in Oderin noch stand, kam einstmals ein junger kräftiger Bursche auf den Gedanken, die nächtens von der Spinte heimkommenden Mädels zu erschecken. Er nahm ein Laken, hüllte sich darin ein und stellte sich an die Kirchtür.

Nun wußten aber alle Leute, daß es auf dem Kirchhofe umgehe. Und wer nicht mußte, ging von Dunkelwerden an nicht mehr darüber.

Der Bursche hatte diese Erzählung immer verlacht. Aber als er an der Kirchentür stand und auf die Mädels lauerte und es eben zwölf geschlagen hatte, hörte er, wie etwas die Kirchentreppe herunter kam und dabei röchelte. Vor Entsetzen lief der Bursche nach Hause und kroch ins Bette und am nächsten Morgen war er tot.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz