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Hänschen Zimmermann und die Katzen

Auf der Brüsslerstraße zu Dendermonde liegt ein Haus, welches Zur Sonne heißt. Darin befand sich in früheren Zeiten eine Brauerei, worin Hänschen Zimmermann als Knecht diente. Das erste, zweite und dritte Gebräu misslang und das konnte Hänschen nicht begreifen, denn er verstand sein Handwerk so gut wie der Beste. Nun hatte Hänschen bemerkt, dass jedes Mal, wenn er am Brauen war, eine Katze rund um den Kessel lief. Und die beschloss er nun einmal ins Auge zu fassen. Er begann also sein viertes Gebräu. Kaum kochte das Bier, als die Katze wieder in die Brauerei kam und miauend um den Kessel strich. Hänschen merkte alsbald, dass es eine Hexe war, ging zu ihr und fragte: »Woher kommst du, Kätzchen?«

»Miau«, antwortete dieses und lief weg, doch kam es einige Augenblicke danach zurück und hatte mehr denn ein Dutzend andere Katzen bei sich. Die fassten sich alle Pfote an Pfote und begannen einen Tanz um den Kessel, wobei sie unaufhörlich sangen:

Hansken Temmerman vroeg aen my: Katze, van waer komdegy?

(Hänschen Zimmermann fragte mich: »Kätzchen, woher kommst du?«

Da wurde Hänschen böse, füllte still einen Eimer mit kochendem Bier und goss das über die Katzen hin.

»Miau! Miau!«, schrien alle jämmerlich und verschwanden.

Das Gebräu aber glückte. Am anderen Morgen jedoch sah man im Rochussträsschen fünf bis sechs Frauen, deren Gesichter ganz schwarz verbrannt waren, tot auf der Straße liegen. Da blieb denn wohl kein Zweifel mehr, wer die Katzen gewesen waren.

Quellen: