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Beschwörer in Strasburg

Ein Mann aus Strasburg saß im Jahre 1625 mit einigen Studenten auf einem Wagen, hörte da, wie die von Zaubereien und Beschwörungen sprachen, und drückte sich die Worte der Beschwörung recht tief in seinen Sinn. Als er nun bald darauf hörte, dass sich in einem Dorf bei Strasburg ein Geist sehen lasse, ging er dahin und beschwor denselben. Dieser sprach, eine Bauerndirne habe ihre in Unehe heimlich gewonnene Frucht umgebracht und darum spuke er so lange beim Grab des Kindes, bis die Mörderin gestraft sei. Der Mann trieb ihn aber von der Stelle weg und erlangte dadurch einen so großen Ruf in dem ganzen Elsass, dass man überall nur von ihm sprach und er sich sehr viel Geld verdiente.

Nicht lange nachher aber erschien ihm ein Geist und der sprach zu dem Zauberer: »Dieweil du nun so viel durch mich gewinnst, ist es billig, dass du mir auch etwas gibst. Überlass mir denn das erste Kind, welches du von deiner Frau haben wirst, sobald es auf die Welt kommt.« Seine Gewinste nicht zu verlieren, willigte der Zauberer in diese schreckliche Bedingung, aber seine Frau blieb unfruchtbar.

Da kam der Geist ein anderes Mal zu ihm und sprach: »Gib mir eine Schrift, mit deinem Blut unterschrieben, dass du mein Eigen bist mit Leib und Seele.«

Das tat er, machte von da ab viel Spukereien in reichen Häusern und vertrieb sie wieder gegen gute Bezahlung, bis endlich er gefangen und vor Gericht gestellt wurde; denn gewöhnlich bedingte er sich eine Summe aus für die Armen oder für die Spitäler, welches Geld er aber meistens für sich behielt. Man peinigte ihn, aber er blieb gefühllos und bekannte nichts. Dann bat er, man möge ihn ein wenig beiseite gehen lassen. Als man das zuließ, stürzte ein kohlschwarzer Hund in die Gerichtskammer, der ihn aufnahm und durch ein offenes Fenster entführte, doch nicht gar weit, denn er ließ den armen Sünder in den Stadtgraben fallen, von wo man ihn wieder holte. Da hat das Gericht ihn verurteilt, zuerst enthauptet und dann verbrannt zu werden.

Quellen: