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Gespenst als Ehemann

In Nordholland auf dem Bobeldijk, gegenüber der Kirche von Berckhout, hat sich Folgendes ereignet.

Am 25. des Sommermonats im Jahre 1616 erschien einer dort wohl bekannten Frau ein Gespenst in Gestalt ihres Mannes Cornelius Theuniß. Sie fragte: »Wer ist da?«

Es antwortete: »Ich bin es, dein Mann.«

»Der ist zur See und kann also nicht hier sein«, sprach sie.

»Ich kam ein wenig zu spät«, entgegnete es, »und das Schiff war bereits vom Land abgestoßen.«

»Wie bist du denn ins Haus gekommen?«, fragte die Frau.

»Ganz gut«, sprach es und legte sich mit den Armen auf die Bettlade. Es trug auf dem Haupt einen großen Filzhut, dessen breiten Rand sie mehrere Male aufbog, um zu sehen, ob es auch wirklich ihr Ehemann wäre, aber sie konnte weder an der Gestalt noch an der Stimme jemand anders denn ihn erkennen, befahl ihm also, zu sorgen, dass er sich zu Bett lege, welches er auch tat. Weil sie jedoch immer noch zweifelte, gab sie genau Acht, als er seine Strümpfe auszog, um zu sehen, ob er auch so dicke Füße hätte wie ihr Mann, befand aber auch darin keinen Unterschied.

Als er sich nun neben ihr niederlegte, fühlte sie, dass er, obwohl es Mitte Sommer war, so kalt war wie Eis. Da erschrak sie aufs Höchste und rief Gott aus der Fülle ihres Herzens um Hilfe und Beistand an. Das hatte sie nicht sobald begonnen, als das Gespenst verschwand; hat sich auch nicht weiter sehen lassen.

Quellen: