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Dieb will seine Haut wieder haben

Ein Kerl, der sich durch viele Diebstähle des Strickes wohl wert gemacht hatte, wurde doch insofern begnadigt, dass er durchs Schwert starb. Ein gelehrter Doktor ersuchte den Magistrat, ihm die Leiche zu überlassen, damit er sie vor seinen Studenten zerschneiden könne, welches ihm auch willig zugestanden wurde.

Nachdem er nun den Leichnam zerschnitten hatte, gab er die Haut einem Gerber, um dieselbe fürder zu säubern und bestens zuzubereiten. Während der Meister nun eines Mittags an dem Fell arbeitete, trat der Missetäter ohne Haupt und ohne Haut auf ihn zu. Er war schrecklich anzuschauen, denn man sah jede Muskel an seinem Leib. Nachdem er eine Weile dagestanden hatte, rief er dem Gerber, neben dem seine Hausfrau stand, welche zufällig in der Gerberei war, zu: »Gib mir meine Haut wieder!«

Einige Zeit danach kam er noch einmal wieder und forderte sich seine Haut, doch der Gerbermeister ließ ihn rufen und kümmerte sich nicht um ihn. Er blieb auch endlich aus. Der Meister übrigens hatte doch einen so großen Schreck davongetragen, dass er drei Tage krank zu Bett lag.

Quellen: