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Der verschwundene Drache in Reuden

In dem Dorfe Reuden bei Calau wohnte einst mal ein Schäfer mit seiner Frau. Die Leute im Dorf behaupteten, dass sie den Drachen in ihrem Haus haben.

Einst waren die Eheleute zu einer Kindstaufe eingeladen, deshalb gaben sie der Magd den Auftrag, dass sie zur Mittagsstunde auf den Boden gehen soll und einen Topf mit Hirse in ein Fass stellen sollte, welches auf der obersten Stufe der Treppe stand. Nun hatte die Magd aber eine Liebschaft mit einem Schäferknecht.

Der war der Meinung, dass ihnen beide die Hirse auch gut schmecken würde und dass es gleich sei, ob ein Topf mit Hirse oder mit Wasser gefüllt, dort hingestellt werde. Die Magd ließ sich überreden und so löffelten beide den Topf mit Hirse aus. Als die Mittagsstunde begann, ging sie mit einem Topf voll Wasser auf den Boden und wollte ihn in das Fass stellen.

Aber, oh Schreck, im selben Augenblick sprang ein großes Tier aus dem Fass und fuhr zum Dach hinaus, dass das Gebälk nur so krachte. Genau zur selben Zeit, als dies im Haus geschah, erlitten die Schäfersleute, die gerade beim Schmaus saßen, einen Schock. Ihre Gesichter wurden fahl und wie verwandelt. Sofort eilten sie verstört nach Hause. Doch ihr Gelddrache war für immer verschwunden.

Quelle: Günter Kalliske, Die Calauer Schweiz, REGIA-CO-WORK, 2019