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Eine Bolschwitzer Hexengeschichte

  Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche

In Bolschwitz soll es viele Hexen geben. Deshalb passen die Leute in der Nacht zum ersten Mai auf, damit niemand, mag sein wer will, auf ihre Gehöfte kommt.

So stellte sich auch ein Bauer hin, um zu sehen, was in der betreffenden Nacht kommen und passieren werde. Er stand noch nicht lange vor seinem Kuhstall, da kamen ein paar schwarze Hunde angelaufen. Er jagte dieselben schnell vom Hof herunter. Darauf kamen ein paar große Katzen, dann eine weiße Gans und vieles andere mehr. Er jagte aber all die Tiere vom Hof.

Der Morgen dämmerte schon und er dachte: „Nun wird wohl niemand mehr kommen.„ Schon wollte er in sein Haus gehen, als urplötzlich ein Mann mit einem Sack auf dem Buckel vor der Kuhstalltür stand. Dieser zog ein Messer aus seinem Gürtel und sprach: „Ich mache einen Schnitt, Butter und Käse nehm ich mit.“ Dabei wollte er irgendwelche Zeichen in die Kuhstalltür schneiden.

Der alte Bauer trat rasch aus seinem Versteck hervor und schlug mit einem derben Stock mit aller Gewalt auf den Mann ein. Dieser verschwand so urplötzlich wie er gekommen war.

Quelle: Günter Kalliske, Die Calauer Schweiz, REGIA-CO-WORK, 2019