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Die Maus

I.

An einer Gebirgsstelle bei Totenau schlürfte ein Bergmann längere Zeit vergebens nach Erzen. Als er von der Arbeit ausruhte, sah er aus einer Felsspalte eine Maus schlüpfen. Sie lief zu dem Brot, welches er für sich mitzunehmen und nebenhin auf den Boden zu legen pflegte, und begann es aufzufressen. Da schleuderte er seinen Fäustel nach ihr, traf aber die nahe Bergwand und warf ein großes Loch hinein. Aus diesem blinkte ihm ein mächtiges Lager gewachsenen Silbers entgegen, welches ihn auf einmal zum reichen Mann machte. Zum Dank gab er der Grube den Namen Die Maus, unter welchem sie noch heute bekannt ist.

II.

Durch langes, fruchtlose Schürfen an einer Bergstelle bei Totenau war ein Bergmann um sein und seiner Frau ganzes Vermögen gekommen. Dennoch verlor er nicht Mut und Gottvertrauen und ging eines Morgens mit neuer Hoffnung in die Grube. Darin sah er ein weißes Mäuslein in eine Felsspalte schlüpfen, was er für einen Wink des Himmels hielt. Er erweiterte die Spalte und fand dahinter reichen Anbruch. Zum Dank nannte er das Bergwerk Die Maus, welches viele Jahre lang von großer Ergiebigkeit war, gegenwärtig aber nicht mehr betrieben wird.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883