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Schönenberg

Vor Zeiten waren in Schönenberg mehrere ergiebige Silbergruben nebst einem Goldbergwerk. Wohlstand herrschte in der ganzen Gegend. Da diese keine eigene Pfarrkirche hatte, stiftete zu deren Erbauung eine reiche Grubenbesitzerin einen halben oder, wie andere sagen, einen ganzen Sester Silber. Hiermit konnte das Gotteshaus, ohne den Turm, aufgeführt werden, welches, statt auf dem Schönenberg, wo die Frau wohnte, darum nach Schönau kam, dass nicht die Talbewohner ihre Toten auf die beschwerliche Höhe bringen müssten. In der Kirche erhielten die Schönenberger als die Hauptstifter gewisse Vorrechte. Auch übernahm die Gemeinde, vor jedem Sonn- und Feiertag den Weg von der Wohnung der Bergfrau bis hinunter zum Gotteshaus sauber abzukehren.

Als es nachmals Krieg gab, verschütteten die Bergleute alle Gruben, nachdem sie ihr Arbeitszeug darein geborgen hatten, um sie vor dem kommenden Feind zu sichern. Sie hofften, sie später wieder zu öffnen. Allein das Landsterben brach herein und ließ niemand übrig, der die Bergwerke wieder zu finden wusste. Damals war die Sterblichkeit so groß, dass von Wieden, Geschwind, Utzenfeld und Präg nur noch drei Ehepaare in ihre Pfarrkirche zu Schönau kamen. Die Wiedener führten ganze Leiterwagen voll Toter auf den Schönauer Gottesacker. Einmal fiel unterwegs bei der Königshütte ein Leichnam vom Wagen, und davon heißt der Ort noch heute der Totenhügel.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883