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Der Teufel hört einen Bergmann beichten

Im Jahre 1537 ist ein alter ehrlicher Bergmann zu Freiberg, namens Benedix Reisiger, der auf der Viehgasse vor dem Petershof wohnte, sehr krank gewesen. Zu diesem ist der Satan vor aller Augen in der Gestalt und Kleidung eines Geistlichen mit einem langen Papier, fast einer Kuhhaut gleich, gekommen und hat ihm gesagt, er sei als ein Notarius abgefertigt, alle seine Sünden, die er begangen, aufzuzeichnen, hat sich auch bei seinem Bett niedergesetzt, Feder und Tinte zur Hand genommen und den Bergmann seine Sünden aufzuzählen ernstlich geheißen.

Wiewohl nun dieser anfangs sehr erschrak, fasste er doch bald wieder Mut, tröstete sich des Herrn Jesu Christi und antwortete: »Ich bin ein armer Sünder. Willst du meine Sünden aufschreiben und bist du deswegen hergekommen, so schreibe obenan: Des Weibes Samen, Jesus Christus, hat der Schlange den Kopf zertreten.«

Wie das der Satan hörte, verschwand er alsbald mit Papier und Tinte, sodass nur ein übler, abscheulicher Gestank von ihm zurückblieb. Der Bergmann aber verschied kurz darauf im festen Glauben an das Verdienst Christi sanft und selig.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883