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Die Michaeliskirche zu Budissin

Im Jahre 1430, als Hans Schwerdtfeger Bürgermeister in Budissin war, zogen die Hussiten vor die Stadt und verwüsteten ringsherum das Landgebiet.1) Da bat der Landvogt Hans von Polenz den Herzog von Meißen um Hilfe. Dieser sandte 12000 geharnischte Ritter. Fünf Tage lang lagen diese gemeinsam mit den Budissinern und dem Troß des Landvogtes vor der Stadt den Hussiten gegenüber, die keinen Angriff wagten. Da zogen in nächtlicher Stille die Meißner heimlich ab, worauf die Hussiten zum Angriff vorgingen und die unbeschützte Stadt bestürmten. Wo jetzt die Michaeliskirche steht, war der Angriff am stärksten. Aber die Bürger wehrten sich tapfer. Man sagt, daß sogar Weiber und Kinder am Kampfe teilgenommen haben, indem sie siedendes Pech oder heißes Wasser auf die Stürmenden gossen. Den heiligen Erzengel Michael mit seinem Schwerte will man leibhaftig unter den Kämpfenden gesehen haben. Hier flößte sein Erscheinen Mut, dort Schrecken ein. Als nach dreitägigem Sturm ein Pfeil den Anführer Molesko tötete, zogen die Hussiten ab. Zu Ehren des Erzengels Michael baute man die Michaeliskirche. (Anmerkung: Ein diese Episode behandelndes großes Gemälde vom Historienmaler Georg Schwenk aus Dresden befindet sich im Bürgersaale des Gewandhauses. Siehe „Gewandhaus“.)

Quelle: Wikisource


1)
Anmerkung Wikisource: Die Stadt Bautzen wurde in den Jahren 1429 und 1431 zweimal erfolglos durch die Hussiten belagert. Siehe hierzu die Belagerung von Bautzen.