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Winde's Burschen (Wjetrci holcy)

  Haupt und Schmaler, Wend. Lieder II. S. 207.

Die Wenden denken sich den Wind als Person, und seine Diener oder Söhne sind es, welche den Sturm leiten und vermöge desselben gute und schädliche Thaten thun. Wenn es recht tüchtig stürmt, so sagt man: Windes Burschen lärmen aber recht. Ihren Aufenthaltsort denkt man sich meist in der Luft oder auf erhabenen Gegenständen, jedoch auch auf der Erde.

Anmerkungen:

  1. Nach Hanusch sind in der slavischen Mythologie die Winde die Enkel des Windgottes Strybog. In allen Mythologien bilden die Winde eine Familie. Die vier Winde der Griechen sind Riesen und Brüder; im russischen Volksglauben sind es Söhne einer Mutter. Auch das Wort Windsbraut ist sehr alt. (Siehe Grimm, Mythologie S. 361.) Die deutsche Sage kennt ebenfalls Windeskinder. Vergl. Kuhn in Haupts Zeitschrift VI. S. 131., V. S. 373. Mit den Worten: „Sieh da lieber Wind, koch ein Muß für dein Kind!“ (Abergl. 282.) oder: „Leg dich lieber Wind, bring das für dein Kind!“ (Mythol. 602.) wirft man Mehl in den Wind.
  2. Die Wenden kennen noch eine Menge meist böser Dämonen:
    • Djas, ein uralter slavischer Name, bezeichnet einen feindseligen Geist. Welcher Djas hat mich hierher geführt? sagen die Wenden oft.
    • Dunder oder Dun dyr (vielleicht eine Nachbildung des deutschen Donner) scheint nur noch ein Euphemismus für Cert, Teufel, zu sein. Ein wendisches Sprichwort heißt: Er schnarcht wie Dunder im Holzapfelstrauch.
    • Raws heißt etwa Unhold.
    • Trach (oberwend. Strach, vielleicht von dem deutschen Drachen) haust in finstern Winkeln und schaurigen Orten und es macht ihm Freude, die Menschen zu ängstigen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862