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Von der Wallfahrt zum Marienbilde in Eilewitz

  Annalen der St. Bautzen z. I. 1523. 
  Knauth, Kirchengesch. p. 171. 
  Grässe S. 463.

Um das Jahr 1496 ist das Dörflein Eilewitz (wend. Jileze) durch eine schreckliche Pest ganz und gar ausgestorben bis auf einen gewissen Paul Krahle und seine Schwester, welche sich in solcher Noth zu einem hölzernen Marienbilde, so nicht weit vom Dorfe gestanden, begeben, und haben täglich zu demselben gebetet; da ist der Jungfer Krahlin des Nachts die Mutter Gottes erschienen, hat mit ihr gesprochen und ihr zugesagt, daß ihr und ihrem Bruder die Pest nicht schaden solle, sie würden beim Leben bleiben, so sie anders ihre Zuflucht zu gedachtem Bilde nähmen und es verehrten.

Nachher hat sich Paul Krahle mit seiner Schwester nach Postewitz begeben, ist daselbst auch Kirchvater geworden und hat mit Unterstützung des Budissiner Rathsherrn, P. Röhrscheidt, es dahin gebracht, daß an der Stelle, wo das Muttergottesbild gestanden, ein Kirchlein, zur heiligen Jungfrau genannt, erbaut ward, wohin nachmals gar häufig gewallfahrtet worden und der Kirche so viel geopfert worden ist, daß der Pfarrer zu Postewitz, zu dessen Sprengel sie gehörte, sich oft rühmte, er hätte eine Tochter, die sei fruchtbarer als ihre Mutter.

Anmerkungen: 1523 machte die Reformation diesen Wallfahrten ein Ende. Vermuthlich ist das Marienbild nach Postewitz gekommen und ist identisch mit dem auf dem kleinen Altar bei der Kanzel in dasiger Kirche.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862