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Weissag bei Forste

  Schmidt, Chronik von Galau S. 50. 
  Dest. lit. I. IV. P. IX. S. 1129.

Zur Heidenzeit war in der Gegend von Forste ein heiliger Hain, und, wo jetzt Weissag liegt, ein Götzentempel, in welchem die heidnischen Priester zu weissagen pflegten. Dies geschah mit Hülfe eines weißen Pferdes, welches man über Stangen schreiten ließ und wenn es keine derselben mit den Füßen berührte, so bedeutete dies Glück. Andere sagen, der daselbst befindliche Brunnen habe weissagende Kraft, die man noch heute erproben könne.

Anmerkungen: Diese Sage hat sich von selbst gemacht zur Erklärung des Namens, der ursprünglich Hussoke, Hohendorf, heißt. Daraus ist Weissok und Weissagk geworden. Mit dem heiligen Haine aber hat es wohl seine Richtigkeit, ob mit dem heiligen Pferde, muß dahin gestellt bleiben. Die Sage stimmt überein mit dem Bericht des Saxo Grammaticus p. 321. über die Mügischen Slaven und des Ditmar von Merseburg (Wagner 151.) über die Luitizer. Jener nennt ein weißes, dieser ein schwarzes, dem Swantewit geweihtes Orakel - Pferd. Tacitus (Germ. 9. 10.) spricht auch von einem weißen Pferde. Aber das Orakel der Deutschen wurde nicht aus den Stäben, sondern nur aus dem Gewieher entnommen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862