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Die Jungfer und der Schatz am See zu Jähnsdorf

  Mündlich von Bauer Schulz in Lahmo

In Jähnsdorf, Kreis Crossen, kam des Nachts zu einem Manne eine Jungfer und gab ihm himmlische gute Worte, er möchte mit ihr an den See gehen; denn er könnte sie erlösen. Wenn er nicht mit käme, dann müßte der See erst zuwachsen, auf demselben müßte erst eine Fichte groß und unter derselben ein Kind geboren werden. Wenn dieses später auf den Baum klettere, dann wäre es erst die geeignete Person, sie zu erlösen.

Der Mann ging mit. Am See fanden sie eine Treppe, die zu einem unterirdischen Gange führte. Als sie den entlang gingen, kamen sie an eine Stelle, an der ein Koffer mit Geld stand. Hier sagte die Jungfer, er sollte anfassen, sie würden beide den Koffer ins Dorf tragen; er dürfte sich aber nicht umsehen, möchte geschehen, was da wollte; befolgte er diesen Rat, so könnte ihm nichts geschehen.

Da sie den Koffer trugen, war hinter ihm ein Toben, ein Sausen und Brausen, ein Knallen und Donnern, als ob die Welt untergehen wollte. Sie waren schon nahe am Dorfe, da brach der erste Sonnenstrahl über den Berg. Jetzt war die Jungfer verschwunden, und er stand allein mit seinem Gelde da. In seiner Verwirrung sah er sich doch noch um, und siehe da, der Koffer fuhr unter Donnern und Krachen in die Höhe(!).

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894