<< Die versunkene Glocke von Canig | Niederlausitzer Volkssagen | Die entflohene Glocke in Niemaschkleba >>

Die Glocke im Netz

  Mündlich von einer Waschfrau in Guben

In Jähnsdorf, Kr. Crossen, hatten sie Glocken aufgehängt, eine kleine und eine große. Die kleine hieß „Anne Marie“; aber die große war noch nicht getauft. Da flog sie fort in einen großen See, der zwischen Jähnsdorf und Preicho liegt. Dieser hatte keinen Grund; im Sommer konnten sie darin nicht fischen; aber im Winter fischten sie zu Eise. Dabei bekamen sie einmal etwas Schweres in ihr Netz. Da sagten sie: „Was ist denn das?“ Und als sie mit aller Gewalt das Netz herausziehen wollten, zerriß es, und sie hörten im Wasser singen: „Summ, samm, ich komm' nimmermehr an Hand.“ Da wußten sie es, daß sie die Glocke im Netz gehabt hatten.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894