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Hauptmann und Wendenkönig

  Sielow

Der Wendenkönig begleitete einst mit seinem Hauptmanne eine Schaar gefangener Kinder, welche er nach Drehnow bei Peitz, wo er ein Schloss hatte, führen liess. Als er dort angekommen war, berieth er mit diesem, ob er die Kinder tödten und aufessen solle oder sie heranwachsen lasse, um dieselben dann in die Zahl seiner Unterthanen aufzunehmen. Der Hauptmann wünschte letzteres, der Wendenkönig aber wollte sie aufessen.

Darüber entstand ein Streit und der Wendenkönig erhitzte sich dabei so, dass er im Begriff war den Hauptmann zu erschlagen. In dem Augenblicke aber kam ein Adler herbeigestürmt und liess einen Stein zwischen die Streitenden fallen. Sofort ward der Wendenkönig ruhig, versöhnte sich mit dem Hauptmann und theilte diesem nun alle Geheimnisse mit, welche er vor den Menschen hatte, denn der Wendenkönig war geheimer Dinge kundig. Der Hauptmann lernte nun auch Alles, was der Wendenkönig wusste und fortan wurden beide die besten Freunde.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880