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Der Brunnen
Weiß in der That nicht, wie es kommen mag, daß über den i. J. 1570 zu Kamenz am Schlagflusse verstorbenen Bürgermeister, Andreas Günther, so mancherlei nachtheilige Gerüchte im Schwunge sind. Rührt es etwa daher, weil er zur Zeit des Pönfalls 1547 bei der Versammlung zu Prag, als der Kommissar versicherte, wie kaiserl. Maj. nicht gemeint sey, den geistlichen Aemtern etwas zu entziehen, sagte: „Nun, wo der Kornsack geblieben ist, mag auch das Band zum Zubinden desselben bleiben!“ wodurch die Dörfer Deutschbaselitz und Gölenau für die Stadt verloren gegangen.
Kurz, man erzählt sich unter andern, daß ihm wegen eines schweren Vergehens das Leben sey abgesprochen worden, welches er doch nur dadurch gerettet, daß er den auf dem Kamenzer Marktplatze befindlichen Brunnen, in Form eines Galgens, habe müssen auf seine Unkosten erbauen lassen. 1)
Quelle: Heinrich Gottlob Gräve, Volkssagen und volksthümliche Denkmale der Lausitz. Reichel, Bautzen 1839, Seite 122