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Die drei Kreuze

Vor dem Königsbrücker Thore an der St. Jodoci (gewöhnlich St. Just genannt) Kirche, sieht man in der Gegend des Thurmes, linker Hand drei Kreuze, von welchen die Sage meldet:

Ein wohlhabendes Bauernmädchen aus Lückersdorf habe einem Schmiedeburschen aus Brauna die Ehe versprochen, sey aber wankelmüthig geworden und habe einem jungen Gärtner aus Liebenau ihr Herz und Hand gereicht, worüber der frühere Geliebte in solche Wuth gerathen, daß er Beiden den Tod geschworen.

Da er nun Beiden zugleich nicht beizukommen vermochte, sey der Trauungstag der Verlobten zur Ausführung dieser blutigen That von ihm bestimmt worden, wo er ihnen in dem linker Hand daselbst befindlichen Gäßchen auflauert.

Als sie nun nach vollendeter Trauung zum Mahle bei des Burschens Vater nach Liebenau gehen wollen, sey er plötzlich, mit einem breiten Messer bewaffnet, hervorgesprungen, habe erst die Getraute, dann ihn und endlich sich selbst - ohne das Jemand zu Hilfe habe eilen können - niedergestochen, worauf sie denn alle Drei auf dem Platze, wo sie gefallen, begraben und zum Gedächtniß diese drei Steine aufgerichtet worden.

Quelle: Heinrich Gottlob Gräve, Volkssagen und volksthümliche Denkmale der Lausitz. 1839, S.103-104