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Der Mönch
An mehrern Orten Sachsens, z. B. auf dem Schlosse zu Pirna, in den Ruinen der Mönchskirche zu Budissin, wie auf dem dasigen Schlosse Ortenburg, in dem Schulgebäude zu Löbau, auf dem Weißenfelser Schlosse, in der St. Johanniskirche zu Zittau u. s. w. zeigt sich dann und wann ein Mönch, nach dessen Erscheinung sich stets etwas Merkwürdiges ereignet.
Auch Kamenz vermag so ein Mönchswesen aufzuweisen, welches sich dann und wann in der Ordenskleidung der patrum ord. St. Francisci de observantia sehen läßt, auch sogar einmal die Buchstaben C. M. P. 1) an das Klosterthor daselbst geschrieben haben soll, die man durch Camitia Misere Peribit gedollmetschet hat, und worauf 1680 die Pest erfolgte.
Seine frühere Existenz, da er noch im Fleisch und Bein auf Erden wallte, wird mannigfaltig angegeben.
Viele halten ihn für den teutschen Schießpulver-Erfinder Barthold Schwarz, welcher in der St. Annenkirche zu Kamenz begraben liegen soll, wo dessen daselbst befindlicher Grabstein eine Kanone ziert und sein Standbild an der Haus-Ecke der Budissiner Gasse No. 91. prangt. 2) Dieses nun soll in der Geisterstunde herabsteigen, sich befleischen und als Geist umherwandeln.
Andere erblicken in ihm den unruhigen Geist Peter Rudolfs, eines der letzten Mönche des aufgehobenen Franziskanerklosters zu Kamenz – verschrien als Zauberer, Hexenmeister, Geisterbanner u. dgl. – welcher um Lätare des 1564sten Jahres in einem Donnerwetter, zwar nicht, wie Elias, zum Himmel, aber doch zur Hölle gefahren seyn soll. 3)
Quelle:
- Joachim Leopold Haupt, Volkssagen in der Lausitz, in: Neues Lausitzisches Magazin, Funfzehnter, Sechszehnter, Neuer Folge dritter Band, S. 127–138, 1838