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Der Drache bei Forst

  Bohrau

In den Dörfern, welche von Forst aus nach Mitternacht liegen, ist oft ein Drache gesehen worden. So erzählt ein Bauer aus Bohrau, dass er einst als Kind des Abends bei sternenhellem Himmel eine grosse, feurige Kugel gesehen habe, aus der häufig Funken gesprüht seien. Die feurige Kugel sei gemächlich über das Dorf hingezogen. Er sowohl, wie die übrigen Kinder, mit denen er gespielt habe, seien ganz erschreckt gewesen. Ein Knabe aber, welcher von seinen Eltern vom Drachen hatte reden hören, habe, so laut er konnte, gerufen: „Ein Drache, ein Drache!“ Da sei der Drache im Nu verschwunden gewesen, es seien die Funken nur so niedergeregnet, als ob der Drache zerplatzt wäre.

Am folgenden Abend sei der Drache wieder von ihnen gesehen worden, diesmal aber habe sich Niemand gerührt. Da sei der Drache ruhig vorübergezogen und zwar nach Nauendorf zu einem Bauer, welcher ihn, wie man erzählte, pflegte. Gekommen war der Drache aus Weißagk, wo er gestohlen hatte.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880