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Stiefel ohne Sohle

  Branitz

Ein Bauer hatte einen Drachen, dessen er sich mit der Zeit gern entledigt hätte. Er hatte mit dem Drachen den Vertrag geschlossen, dass dieser ihm Alles bringen müsse, was er verlange: könne er das nicht, so müsse der Drache das Gehöft verlassen. Der Drache hielt den Vertrag, denn er brachte dem Bauer Alles, was dieser verlangte.

Da fiel diesem eines Tages etwas Kluges ein: Er nahm nämlich einen Stiefel, schnitt davon die Sohlen los und band denselben an den Balken. Darauf forderte er den Drachen auf, er solle den Stiefel mit Gold füllen. Der Drache machte sich an die Arbeit. Da aber dem Stiefel der Boden fehlte, so gelang ihm das nicht. Also musste er, weil er den Vertrag nicht gehalten hatte, das Gehöft verlassen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880