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Attila in Thüringen

Als Merovig herrschte, zog der Hunnenkönig Etzel durch Thüringen, da er aus Gallien kam, mit großer Heeresmacht und schrecklichem Wüthen. Er nannte sich selbst die Geißel Gottes und war die Geißel der Völker. In Köln hatte er die heilige Ursula und ihre elftausend Jungfrauen tödten lassen, und vor ihm und seinen Heunen zitterten alle Lande. Das war zu den Zeiten, als Dietrich von Bern (Verona) lebte, von dem man sang in alten Liedern. König Etzel kam gen Eisenach, wo ein Gewaltiger saß, den sie König Günther nannten. Dieser hatte eine reizende Tochter, Chrimhilde, und gab sie dem Etzel zur Ehe, um an ihm, dem Mächtigen, einen Freund und Bundesgenossen zu haben. Da hielt der Hunnenkönig festliches Beilager und schrieb einen großen Tag aus, zu dem fast alle deutschen Fürsten kamen und sich um seine Gunst bewarben. Attila lag eine Zeitlang still in Thüringen und rüstete sich zum Einfall in das Römerreich.

Die alten Thüringer wußten noch von ihm zu sagen, wie mild und kostfrei er gewesen, und schrieben ihm die Münzen und Decems - Pfennige zu, die man noch bisweilen in Aeckern und Weingärten ausgräbt. Bei Tonndorf, dicht an der Enzeroder Flur, lag er am See, weidwerkete dort und fischte. Noch heißt ein Ort daselbst der Königsstuhl.

Quellen: