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Wie der junge Landgraf Friedrich sich zum Ritter schlagen läßt

Da Landgraf Friedrich der Freudige starb, verließ er einen Sohn, der auch Friedrich genannt wurde und später den Beinamen „der Ernsthafte“ erhielt. Dieser erbaute unter dem Wartburgberg auf Anrathen der Grafen von Käfernburg und Schwarzburg ein Klösterlein in die Ehre der heiligen Elisabeth auf dieselbe Stelle, wo diese tugendsame und milde Fürstin ihre Almosen auszutheilen pflegte und ihre Siechen heilte; er legte mit seiner werthen Hausfrau Mechtildis, Kaiser Ludwigs des Baiern Tochter, den ersten Stein an der Kirche, sezte sechs Barfüßermönche hinein, speisete sie täglich von der Wartburg aus, und gab ihnen so viel, daß sie sich wohl erhalten mochten.

In diesem Jahre rüstete der junge Landgraf eine Heerfahrt nach England, zu Hülfe dem König Eduard U., welcher mit dem König von Frankreich kriegte. Viele wackere und gut berittene Herren folgten ihm, darunter manche junge Knappen, die gern in diesem Kampfe ihre Spornen verdienen wollten. Als sie nun ritterliche Thaten vollbracht, wollte der König mit andern Fürsten , die ihm auch zu Hülfe gezogen waren, dem Landgrafen und seinen jungen Mannen den Ritterschlag ertheilen, wie es Sitte und Brauch war, so sprach der Landgraf: Ich will heute von niemand zum Ritter geschlagen werden, als von dem, der noch nie geflohen. Da fragten ihn alle, wer der wäre und wen er meine? worauf Friedrich erwiederte: Das ist der alte Friedrich von Wangenheim. Dieser war in seiner Jugend Thüringischer Landvogt zu Gotha gewesen und hatte die Herren von Treffurt bestritten und gefangen genommen, und ward nun allen Fürsten und selbst dem Könige vorgezogen und von seinem Herrn erheischt, als der Würdigste, ihn den Ritterschlag zu ertheilen. Solche Ehre erwieß er vor den Fürsten seinem Vasallen, dem frommen und mannlichen Ritter Friedrich von Wangenheim, dann am andern Tag ließ er sich in der Messe zum Ritter segnen, wie zu jener Zeit der Fürsten und Herren Gewohnheit war. Als er eine Zeitlang bei dem Könige verweilt und mit den Seinen das Beste gethan hatte, nahm er Urlaub und zog wieder in sein Land, reichlich beschenkt, wie auch die Seinen, mit Kleinoden und Heilthümern; sie kamen nach Hause mit großen Ehren, kein Redlicher unter ihnen blieb zurück und in Eisenach wurde ein schönes Fest ausgerichtet.

Quellen: