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Theodorich von Reuland

  Cäsar von Heisterbach

In der Zeit, wo die Christen des Abendlandes in großen Heereszügen nach dem Morgenlande zogen, um den Händen der Ungläubigen das heilige Grab des Erlösers zu entreißen, begab sich nach der Erzählung des Abtes Cäsar von Heisterbach folgende Geschichte:

Als 1189 die Kreuzfahrer anfingen die Stadt Akkon zu belagern, rückten eines Tages die Sarazenen vor, und warfen mit Ungestüm die Christen zurück. Bei diesen aber fand sich ein junger Kriegsmann, Namens Theodorich1), ein Bruder des Herrn Kuno von Reuland. Er litt sehr an einem Blutflusse, und war so matt, daß er sich selbst nicht mehr im Bette umdrehen konnte, und man ihn mit leinenen Tüchern hin und her legen mußte.

Dieser hörte den Lärm und das Geschrei der Fliehenden und fragte, was das zu bedeuten habe? Nachdem er den Vorfall vernommen hatte, ließ er seine Waffen bringen, sich im Bette sitzend seine Rüstung anlegen, mit dem Schwerte umgürten, auf sein Pferd heben und die Lanze überreichen. (Das Blut floß über den Sattel.)

Jetzt ritt er hinaus und sprach: „Gott stehe mir bei, und du, heiliges Grab!“ Er stürzte mit einer unglaublichen Heftigkeit auf die Sarazenen, ritt bei ihnen vorüber, kreiste herum, hieb in sie ein, und trieb sie vor sich hin, so, daß die Christen, durch ihn allein ermuthigt und gestärkt, die Feinde von ihrem Lager zurückwarfen. Nach dieser Heldenthat legte er sich wieder in sein Krankenbett und starb drei Tage darauf.

Quelle: J.H.Schmitz, Sagen des Eifellandes, 1. Band, Trier 1847


1)
Anmerkung Sagenwiki: Theoderich von Reulant nahm am Kreuzzug Kaiser Friedrich I. teil und fiel 1189 vor Akkon. Quelle: Wikipedia