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Der spukende und gebannte Geiftliche

  K. Ane.

Dem Seifensieder ganz ähnlich war ein gewisser Geistlicher. Als er des Todes verblichen war, spukte er in dem Hause und ängstete die Hinterlassenen, die sich Tag und Nacht deshalb in ihren Gemächern verschlossen und verriegelten, da nach gemeinem Glauben die Geister wohl durch verschlossene, aber nicht durch verriegelte Thüren dringen. Das schien aber nicht zu helfen und es blieb nichts übrig, als Erfurter Geistliche aus dem Kloster kommen zu lassen, den Geist zu bannen. Die Beschwörung ging an dem nämlichen Platze vor sich, wo der Seifensieder gebannt wurde, und auf dieselbe Weise, wie Leute aus den naheliegenden Häusern gesehen haben wollen.

Kurz nach dem Tode des Geistlichen machte der Todtengräber um Mitternacht ein Grab. Da trat ein Mann im Priesterrocke zu ihm und fragte: „Was machst du da? „ Bei dem hellen Lichte der beiden an den Seiten des Grabes befindlichen Leuchten erkannte der Todtengräber jenen Geistlichen. Sogleich ermahnte er ihn muthig, sich zur Ruhe zu begeben, es bekam ihm aber übel, denn der Geist gab ihm eine Ohrfeige, daß ihm Hören und Sehen verging, und verschwand. Als sich der Mann endlich erholt hatte, ging er hinüber in seine Wohnung, ward krank, erzählte den Vorfall und starb den dritten Tag.

Quellen: