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Der wilde Jäger bei Berga

In der Gegend von Berga hat sonst häufig der wilde Jäger sein Wesen getrieben. Mit Peitschengeknall und Hundegebell beim Schall des Jagdhorns und unter lautem Hussa- Geschrei zog er zu Weihnachten und zur Zeit der heiligen drei Könige dahin und schreckte die Wanderer, die ihm begegneten, aber mit dem zwölften Glockenschlag hörte der Spuk auf und die Erscheinungen zerstoben. Vor vielen Jahren ging der Besitzer des Hammers unterhalb der Stadt Berga im Elsterthale bei Nacht von Berga heim. Als er in die Gegend der sogenannten Weinkanzel kam, konnte er nicht weiter, denn dort hatte der wilde Jäger Netze gestellt und hielt große Jagd. Der Hammerschmied verbarg sich in eine Steinkluft am Elsterufer und horchte dort auf das Rüdengebell, das Klatschen der Peitschen, das Tönen des Jagdhorns und das Schreien, Hetzen und Schießen und sah den wilden Jäger mit seinem Gefolge mehrmals in den Lüften an sich vorüberziehen. Da schlug es in Berga 12 Uhr, plöglich war Alles still, der Spuk zerstob, die Netze verschwanden und der Hammerschmied konnte nun ruhig seinen Weg nach Hause gehen.

Oft nahm der wilde Jäger auch die Hunde der Bauern mit auf die Jagd, indem er sie des Nachts von der Kette losmachte. Wenn dann die Hunde am Morgen wieder nach Hause kamen, waren sie gewöhnlich mager und abgezehrt und starben gewöhnlich mehrere Tage darnach.

Ein Knecht von Albersdorf, der auf dem Schloß Berga Frohnfuhren gethan hatte, fuhr des Nachts nach Hause zurück. Es war um die Weihnachtszeit und der wilde Jäger hielt eben Jagd. Als der tolle Jagdzug in den Lüften dahin fuhr, rief der Bursche auf seinem Wagen: „ Schießt mir auch ein Stück Wildbret mit. “ Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als ein großer Sack mit Fleisch aus der Luft herab und gerade auf seinen Wagen niederfiel. Dem Knechte wurde Angst und bange, im gestreckten Galopp fuhr er nach Hause und verscharrte den Sack mit Fleisch im Miste. Wie groß war aber sein Erstaunen, als er am Morgen erwachte und den am Abend vergrabenen Sack mit Fleisch in seiner Kammer auf dem Erdboden neben seinem Bette liegen sah. Was er auch forthin that, um sich jenes Fleisches zu entledigen, immer bekam er es wieder zurück. Einst versenkte er den Sack mit Fleisch, mit großen Steinen beschwert, an eine tiefe Stelle in der Elster, als er aber den nämlichen Tag sich in der Küche auf dem Herde etwas Suppe kochen wollte, kam Sack und Fleisch zum Schornstein hereingefallen. Darüber wurde der junge Bursche ganz wehmüthig und ängstlich, aß und trank nicht mehr und härmte sich ab. In seiner Krankheit ging er nach Berga zum Caplan, um zu beichten, und theilte diesem den Vorfall mit. Der geistliche Herr gab ihm den Rath, in einer Nacht, wenn der wilde Jäger abermals Jagd hielt, mit dem Sack voll Fleisch auf einen Kreuzweg zu gehen, den wilden Jäger anzurufen und von ihm Salz zu seinem Fleisch zu verlangen. Das that der Bursche. Als er die wilde Jagd wieder hörte, trat er vor dem Dorfe auf einen Kreuzweg und rief: „Fleisch habt ihr mir wohl gegeben, aber kein Salz dazu; gebt mir auch Salz, daß ich mein Fleisch genießen kann.„ Sogleich erhob sich ein heftiger Windstoß, der den Sack mit Fleisch von ihm weg und in die Lüfte führte. Von nun an war der Bursche auf immer jenes Fleisches ledig.

Quellen: