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Wie eine Nonne als Kindesmörderin entdeckt wurde

Wie ein neugeborenes Kindlein im Klosterteich zu Bischofsheim gefunden ward und man die Schuld auf eine Nonne im selbigen Kloster geben wollte, kam die Aebtissin Lioba also hinter die Wahrheit. Sie ließ alle Nonnen in's Bethaus oder eine Capelle kommen und jede also lange mit kreuzweis ausgereckten Armen stehen , bis der ganze Psalter hinausgesungen war, und hernach dreimal des Tags, um drei, sechs und neun Uhr, mit der Kreuzfahne und Litaneien um's Kloster herumgehen und Gott den Herrn um Abwendung der Strafe wegen des Kindesmordes ersuchen und also den Ort wieder reinigen und heiligen . Wie das zweimal geschehen war und man zum drittenmal in der Kirche fertig stund, auch alles Volk dabei sich versammelte, trat Lioba bei dem Altar vor's Kreuz, reckte ihre Hände gen Himmel und bat, Gott möchte doch die Thäterin eröffnen. Siehe, da plagte der Teufel die Kindesmörderin dermaßen, daß ihr nicht anders deuchte, als ob sie mitten in den Flammen wäre, bekannte Alles ordentlich, deshalb sich männiglich entsetzen mußte.

Quellen: