<<< zurück | Sagen aus Thüringen - Orts- und Volkssagen | weiter >>>

Musikanten bringen dem Kaiser eine Nachtmusik

  Gottschalk Ritterburgen u. Bergschlösser Deutschlands II, 245 .
  3. G. Büsching Volkssagen S. 334 ff.
  Kuhn u. Schwarz norddeutsche Sagen, Märchen u. Gebräuche S. 219.

Eine Gesellschaft Musikanten aus Tilleda beschloss einmal dem alten Kaiser eine vollständige Nachtmusik zu bringen. In der Mitternachtsstunde machen sie sich auf den Weg und als unten im Dorfe die Glocke zwölfe schlägt, blasen sie los. Beim zweiten Stück kommt die Prinzessin mit einem Lichte in der Hand tanzend auf sie zu und winkt ihnen zu folgen. Der Berg thut sich auf und spielend zieht die ganze Gesellschaft hinein. Essen und Trinken wird reichlich aufgetischt und sie lasszen sich's gut schmecken. Das war nun zwar recht gut, doch hätten sie gern auch etwas von den Schässen, von dem Gold und Edelsteinen gehabt die nur so umher lagen. Aber Niemand bietet ihnen etwas an. Endlich als schon der Morgen graut, brechen sie auf, der Kaiser nickt ihnen recht freundlich zu und seine Tochter gibt jedem Musikanten einen grünen Busch. Ehren halber nimmt ihn ein jeder an, als sie aber wieder aus dem Berge heraus und im Freien sind, warfen sie die Büsche weg und lachen und schelten über ein solch kaiserliches Geschenk. Nur einer behält den Busch und will ihn zum Andenken aufheben. Als er nach Hause kommt, überreicht er seiner Frau scherzend den Busch, in demselben Augenblick aber gewahrt er auch, dass der Busch nicht mehr leicht, vielmehr schwer ist und alle Blätter und Zweige sich in Gold verwandelt haben. Flugs liefen die andern auf den Berg zurück, wollten ihre Büsche holen, aber fort waren sie.

Man erzählt auch folgendes. Musikanten kommen einmal von einer Hochzeit und ziehen über den Kyffhäuser nach Hause. Unter ihnen ist so ein recht Toller, der sagt: „ hört ihr Gesellen, haben wir so viel gespielt, wollen wir auch noch dem alten Kaiser Friedrich eins aufspielen.„ Das wollen die andern zwar erst nicht thun, da sie müde sind, aber er redet ihnen doch so lustig zu, dass sie zulesst allsammt anstimmen. Als sie fertig sind, tritt eine Mamsell aus dem Erfurter Thor, die bringt ihnen schönen Dank vom alten Kaiser und verehrt jedem von ihnen zum Andenken einen Pferdekopf. Den jah noch jeder von ihnen staunend an, als die Mamsell schon wieder verschwunden war, und nun schelten sie auf den Tollen, dass er sie so schnöden Lohnes halber aufgehalten, und warfen ihre Pferdeköpfe weit von sich. Der Tolle aber war lustig wie immer, behielt den seinen und sagte: „ist's nichts weiter, so giebts doch daheim einen Spass mit meiner Alten!“ Und so zogen sie denn nach Hause, wo der Tolle seiner Frau den Pferdekopf heimlich unters Kopffissen legte und, als sie andern Morgens aufwachte, zu ihr sagte: „,guck e'mal hin, was ich dir schönes mitgebracht, das hat mir der alte Rothbart verehrt!“ Da hob sie das Kopffissen auf und nun dachte er, sie würde recht erschrecken, aber sie zog einen grossen Goldklumpen hervor, so schwer, dass sie ihn kaum heben konnte.

Einige erzählten auch, die Musikanten seien am Morgen hingezogen und als sie gespielt, hätte die Mamsell ihnen einen Morgentrunk und jedem eine Pferdekeule hinausgebracht, die habe nur einer behalten, und als sie heimgekommen, sei sie Gold gewesen.

Endlich sagen noch andere, im Kyffhäuser size der Kaiser Otto, den habe ein Musikant einmal dort vor dem Berge getroffen, da habe ihm der Kaiser geheissen, einen Marsch zu spielen, und als er das gethan, habe derselbe ihm drei Knochen als Belohnung gegeben, die er jedoch nicht eher habe ansehen dürfen, als er zu Haus gewesen, und da seien sie zu Gold geworden.

Quellen: